Christos Anesti

Ostergrüße aus Patmos.

Maria schickt Bilder von einer menschenleeren Insel. 

Die roten Eier liegen in der Schale auf ihrem Tisch. Frühlingsblumen daneben und süsses Brot. Aber es wird still bleiben. Die Klöster sind geschlossen, kein freudiges, lautes Osterfeuer in Skala und keine Schiffe, mit denen die Verwandten kommen wollten. 

Gründonnerstag ohne Fußwaschung auf Chora. Die Ikone des leidenden Christus von El Grecco wurde nicht durch die schmale Gasse getragen. Keine Besuche in den Kirchen mit dem blumengeschmückten Baldachin über dem Gekreuzigten. Auch die Prozessionen mit den kleinen Lichtern am Karfreitag Abend durften nicht sein. »Kannst du dir das vorstellen, Elisabeth? Griechen ohne Osterfeier, wie traurig ...«

Letztes Ostern war ich dort, hab es wieder hautnah miterlebt, griechische Ostern.  

Die Zartheit, die allen Liturgien innewohnte, das Streuen der Rosenblätter und das Küssen der goldschimmernden Ikonen, der Duft des Rosenwassers, das warme Leuchten der brennenden Kerzen und immer wieder der Klang der kleinen Schellen beim Weihrauchschwenken und Segnen. Das vielstimmige Singen der Mönche und Nonnen durch die Nacht. Laut und leise läuft dann der Ostergruß in den Morgen, noch oft hörbar in diesen Tagen  »Christos Anesti - Alithos Anesti«*  

Elisabeth Schwendinger

 

DEEP/ INNER/ SONG/ YOUR SONG?/ MINE?/ I / LISTEN        

ROBERT LAX

 

 *Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden